Anlass dieses Beitrags ist die immer wieder auftauchende Behauptung, man könne als Minderjähriger in Österreich Airsoft spielen. Im folgenden Post werden die diversen Gründe aufgelistet und erläutert, sowie ein Einblick in die österreichische Gesetzgebung ermöglicht. Dieser Post hat auch keinerlei Rechtsgültigkeit und ist nur das Ergebnis einer tiefgreifenden Recherche und Zusammenfassung.

Zuletzt aktualisiert am: 30.06.2022

Softairwaffenverordnung

Die Verordnung, welche am 1. Oktober 2013 in Kraft trat, soll den Verkauf und die Abgabe der Softairwaffen (und Paintball Markierer) regeln. Davor wurden Airsoftguns im Spielzeuggesetz erfasst aber nur marginal geregelt. Durch die neue Verordnung ist nun wenigstens der Verkauf und die Abgabe genau geregelt. Der Besitz, sowie die Verwendung von Airsoftguns und die Teilnahme an Airsoft-Events ist aber über die Bundesland-spezifischen Jugenschutzgesetze geregelt.

In der Softairwaffenverordnung, werden den Gewerbetreibenden Bedingungen auferlegt, die die Zugänglichkeit zu den Sportgeräten (Airsoftguns) erschweren sollen. Demnach haben Gewerbetreibende um die Vorlage eines Altersnachweises zu bitten, sowie die Abgabe auf jene Personen zu reduzieren, welche das 18 Lebensjahr vollendet haben. Darüber hinaus muss in bestimmten Geschäftsräumlichkeiten auch der physikalische Zugang zu den Airsoftguns erschwert werden, da diese versperrt aufzubewaren sind.

Softairwaffenverordnung 2013: Link (Zuletzt besucht: 21.06.2022)
Informationsblatt der Tiroler Landesregierung: Link (Zuletzt besucht: 21.06.2022)

Weiters regelt diese Verordnung, dass auf Märkten oder marktähnlichen Veranstaltungen ein Verkauf oder eine Abgabe dieser Airsoftguns nicht zulässig ist. Das sind laut Definition auch Flohmärkte, sofern diese keine wohltätigen Zwecke verfolgen. (vgl Definition der WKO: Link – Zuletzt besucht: 22.06.2022)

Die Spielzeugverordnung definiert darüber hinaus, dass Nachahmungen von echten Schusswaffen nicht als Spielzeug anzusehen sind. Das ist auf einen Großteil der im Airsoft verwendeten Airsoftguns anzuwenden (vgl SpielzeugV, BGBl. II Nr. 203/2011 Anlage 1, 2e). Davon ausgenommen wären Airsoftguns die keine Nachbildung (Replika) einer echten Waffe darstellen.

Spielzeugverordnung: Link (Zuletzt besucht: 22.06.2022)

Jugendschutzgesetz

Österreich hat den Jugendschutz und die damit verbundenen Gesetze zum Schutze von Minderjährigen nicht auf Bundesebene geregelt, sondern auf die Bundesländer ausgelagert. Hier ist zu beachten, dass jedes Bundesland eigene Fassungen haben und diese sich auch untereinander unterscheiden können.

Was alle jedoch gemeinsam haben ist der gezielte Schutz der Minderjährigen vor pornographischen und Gewalt-verherrlichenden Inhalten, Veranstaltungen und anderen Medien. Dadurch ist der Zugang, die Teilnahme oder das Zuschauen bei solchen Events und Medien für Minderjährige nicht gestattet.

Das Tiroler Jugendschutzgesetz erwähnt, beispielsweise, Airsoft explizit und stuft es somit als jugendgefährdend ein. Dadurch ist die Teilnahme oder das Zusehen bei Airsoft-Events für Minderjährige in diesem Bundesland eindeutig untersagt.

Regelungen Tirol: Link (Zuletzt besucht: 21.06.2022)

Das Wiener Jugendschutzgesetz erwähnt ebenfalls Airsoftguns im Zusammenhang mit jugendgefährdenden Gegenständen. Daraus ist abzuleiten, dass der Besitz oder das Innehaben von Airsoftguns, folglich auch die Teilnahme an Airsoft-Events nur volljährigen Menschen vorbehalten ist.

Regelungen Wien: Link (Zuletzt besucht: 21.06.2022)

Das niederösterreichische Jugenschutzgesetz hingegen, erachtet „kriminelle Handlungen von menschenverachtender Brutalität und Verherrlichung von Gewaltdarstellung“ als jugendgefährdend.

Eine Gefährdung ist insbesondere anzunehmen, wenn diese

a)kriminelle Handlungen von menschenverachtender Brutalität oder Gewaltdarstellungen verherrlichen,

Hier lässt sich nur all zu leicht argumentieren, dass Airsoft nun mal auch eine Gewaltdarstellung sein kann oder ist. Oft werden bei sogenannten MilSims (Military Simulations) echte Konflikte nachgestellt. Die darin enthaltenen LARP (Live Action Role Play) Elemente können, wie etliche Aufnahmen von diversen MilSim-Events zeigen, durchaus als Gewalt-verherrlichend aufgefasst werden. Airsoftspieler verwenden Anscheinswaffen und waffen-ähnliche Gegenstände um diese auf Gegenspieler zu richten und diese aus dem Spiel zu eliminieren.
Es sei zu beachten, dass der Gesetzgeber hier von der Auffassung der breiten Mehrheit der Bevölkerung ausgeht und nicht dem individuellen Verständnis eines (zB) Airsoft-Spielers.

Auch ein Urteil des Landesverwaltungsgerichts Steiermark kam zur Erkenntnis, dass Airsoftguns als jugendgefährdend einzustufen sind und dementsprechend nicht Minderjährigen zugänglich zu machen sind.

Erkenntnis des Gerichts: Link (Zuletzt besucht: 21.06.2022)

Sich also darauf zu berufen „Weil etwas nicht explizit im Gesetz erwähnt wird, ist es auch legal“, stimmt in diesem Fall nicht. Das Jugendschutzgesetz der Steiermark hat im Bezug auf jugendgefährdende Medien und Gegenstände eine ähnliche vage Formulierung. Dennoch zeigt das Landesverwaltungsgericht der Steiermark mit einem Urteil auf, dass es sich bei Airsoftguns um jugendgefährdende Gegenstände handelt und folglich diese nicht von Minderjährigen zu besitzen sind. Link (Zuletzt besucht: 21.06.2022)
Wobei hier der Begriff Besitz oder Innehabung anzuwenden ist, welche jursitisch sich nur durch „den Willen die Sache als die ihre zu behandeln“, unterscheidet. (vgl Link – Zuletzt besucht: 23.06.2022)

Ein vom BMI veröffentlichter Artikel bringt Airsoftguns auch mit dem Begriff der Anscheinswaffe in Verbindung. Anscheinswaffen sind: Gegenstände die in ihrer äußeren Form nach den Anschein einer vollautomatischen Selbstladewaffe hervorrufen können.

Artikel des BMI: Link (Zuletzt besucht: 22.06.2022)

Argumente: Pros und Cons

Wie so oft spricht viel dafür Minderjährigen den Zugang zum Sport Airsoft zu ermöglichen, aber genauso viele um ihnen den Zugang zu verwehren.

Einer der maßgeblichen Punkte für die Ausweitung des Zugangs zum Sport und zu den Airsoftguns ist aus Sicht des Geschäftsmannes gegeben. Ermöglicht man jugendlichen den Zugang, können Spielfeldbetreiber den Kundenpool ausbauen und so neue Kunden gewinnen. Neue Kunden, würden dementsprechend Geld in die Kassen bringen, welche durch Reinvestition wieder in den Ausbau des Spielfeldes fließen können. Dadurch wäre der Erhalt der Kunden gewährleistet.

Ein weiterer erheblicher Punkt ist die Bildung. Es ist bereits in mehreren Studien bewiesen, dass junge Menschen leichter und schneller lernen, als ältere. Eine frühe Sensibilisierung und Schulung in Umgang mit Airsoftguns kann also dazu führen, dass man sich gewissenhafte und verantwortungsvolle Spieler „heran-erziehen“ kann, die zu einer generellen Steigerung der Spielqualität und Fairness auf den österreichischen Spielfeldern sorgen kann. Auch können hier früh von erfahrenen Spielern „fragwürdige Gewohnheiten“ abgewöhnt werden. Dieser Aspekt ist dahingehen relevant, wenn sich ein Übergang von der Airsoftgun zur scharfen Waffe und dem damit verbundenen Sportschießen, abzeichnet.

Nicht zu vernachlässigen ist auch die Nachwuchsarbeit. Airsoft-Vereine leben davon, dass regelmäßig Nachwuchs zuströmt und ältere Vereinsmitglieder die sich durch diverse Umstände aus dem Vereinsleben zurückziehen, ersetzt werden. Das Vereinsleben ist einer der Bereiche, wo in einem sicheren Umfeld der richtige Umgang mit den Sportgeräten und weiterem Equipment, gelernt und geübt werden kann. Fehlt der Nachwuchs, sind Vereine vom Aussterben bedroht und werden sich auf lange Sicht auflösen. Die Auflösung des Vereinswesens führt dann unweigerlich dazu, dass es weniger Spiele mit hohen Qualitätsansprüchen gibt, die leider durch kommerziell geführte Spielfelder eher selten erfüllt werden. Unzufriedene Spieler führen daher unweigerlich auf lange Sicht zum Aussterben des Sportes, da diese den Spielen fern bleiben. Dies wirkt sich dann auf die Einnahmen der Spielfeldbetreiber aus, die im schlimmsten aller Fälle dann das Gelände auch schließen müssen.

Zu guter Letzt, hat der Sport Potential die Mobilität und Gesundheit, bei Einsatz der notwendigen Schutzmaßnahmen, von Jugendlichen zu fordern und fördern. Der Arbeitsdruck in der Schule/Universität/Ausbildung mit dem damit verbundenen Zeitaufwand in der Freizeit reduzieren die verfügbare Zeit für körperliche Betätigung an der frischen Luft. Ein ganzer Airsofttag hätte daher das Potential die fehlende körperliche Betätigung auszugleichen.

Das fördern von Minderjährigen im Airsoft hätte das Potential Minderjährigen schon früher eine gewisse Reife nahezulegen. Andererseits zeigen aber etliche Urteile und Medienmitteilungen, dass von Minderjährigen nicht diese notwendige geistige Reife im Umgang mit Airsoftguns zu erwarten ist.

Überfall Trafik: Link-1 (Zuletzt besucht: 21.06.2022), Link-2 (Zuletzt besucht: 21.06.2022)
Vorfall „russisches Roulett“: Link (Zuletzt besucht: 22.06.2022)

Es ist anzumerken, dass der Artikel „russisches Roulett“ einen Fehler aufweist. Airsoftguns verschießen 6mm und nicht 4.5mm Projektile. Es ist also anzunehmen, dass es sich hierbei nicht um eine Airsoftgun handelt.

Auch die Anatomie Minderjähriger steht oft im Widerspruch zu einer Teilnahme an einem Airsoftspiel. Die oft kleineren Hände sind nicht in der Lage die Sportgeräte korrekt zu halten und stellen in diesem Fall dann auch eine Gefahr für den Schützen selbst, sowie alle anderen Teilnehmer des Events dar.
Hier fällt auch ein maßgeblicher Punkt hinein – Die Schutzausrüstung. Die unterschiedliche Anatomie führt dazu, dass passende Schutzausrüstung entweder nicht verfügbar ist oder teuer erworben werden muss. Das ist dem Umstand der Marktlage in Österreich verschuldet. Da Minderjährige rein rechtlich nicht zum Airsoft zugelassen sind, gibt es auch keine passenden Masken, Brillen, Plattenträger, ect. für diese Altersgruppen und müssten bestenfalls teuer zugekauft werden. Im schlimmsten Fall werden dann unpassende Masken für Minderjährige organisiert und sorgen im Spielbetrieb für erhöhtes Verletzungspotential, wenn die Maske, auf Grund der mangelhaften Passform,verrutschen oder gar abfallen sollte.

Der Abschätzung von Distanzen wird im Airsoftsport ebenfalls ein hoher Stellenwert zugeschrieben. Viele österreichischen Spielfeldbetreiber und Airsoft-Event-Veranstalter haben sich auf Mindestabstände ab bestimmten Mündungsenergien verständigt. Diese Abstände wurden zur Sicherheit der Spieler eingeführt und machen den Unterschied zwischen einem blauen Fleck und einem Aufenthalt in einer Unfallambulanz. Es ist davon auszugehen, dass jüngeren Menschen die nachgewiesenermaßen bereits Probleme bei der Abschätzung von Geschwindigkeiten auch Defizite bei der Abschätzung von Entfernungen aufweisen. (vgl Studie Allianz – Link – Zuletzt besucht: 22.06.2022)

Ein riesiger Punkt, welcher oft gegen die Teilnahme von Minderjährigen am Airsoftsport, eingebracht wird, ist die Reduktion der Hemmschwelle vor Gewalttaten. Hierzu äußert sich die Psychologin Sabine Ernst-Travnicek eindeutig (vgl Standard.at Artikel – Link – Zuletzt besucht: 22.06.2022):

Die Psychologin und Psychotherapeutin Sabine Ernst-Travnicek sieht darin grundsätzlich kein Problem: "Man kann sich im sozial tolerierten Bereich ausleben, Aggressionen und Frust abbauen. Das hat wohl für viele einen Anreiz." Die Auswirkungen auf die Psyche ließen sich nicht verallgemeinern. "Wer beruflich und sozial im Leben steht, wird sich nicht beeinflussen lassen. Bei labilen Einzelgängern ist es aber möglich, dass die Hemmschwelle zu Gewalttaten sinkt", sagt die Psychologin, die selbst waffenpsychologische Verlässlichkeitsüberprüfungen durchführt.

Es ist also auszugehen, dass eine gewisse geistige Reife vorauszusetzen ist, welche tendenziell bei volljährigen Menschen anzutreffen ist. Untermauert wird diese Behauptung durch unzählige Videos von Airsoft-Spielen in denen Minderjährige in ihrer Naivität die Masken oder Schutzbrillen mitten auf dem Spielfeld abnehmen, damit gegebenes Regelwerk verletzen und sich selbst einem Risiko vor einer Verletzung mit schwerwiegenden Folgen aussetzen. Natürlich gibt es aber auch solche Vorfälle in anderen Altersgruppen.

Die Softairwaffenverordnung sieht vor, dass sämtliche Airsoftguns nur an Personen mit vollendetem 18. Lebensjahr abgegeben werden. Was also tun, wenn das Elternteil die Airsoftgun für das eigene Kind kauft?
Zunächst steht der Erziehungsberechtigte in der Pflicht seine Schutzbefohlenen nicht Gegenständen auszusetzen, die vom Gesetzgeber als jugendgefährdend angesehen werden (Jugendschutzgesetz). Der Kauf für das eigene minderjährige Kind, wäre also eine Verletzung der Fürsorgepflicht, die in diversen Paragraphen des BGB erfasst ist.
Auch das Verkaufspersonal ist in der Pflicht den Kauf nicht zu gestatten, wenn klar ersichtlich ist, dass das Verkaufsverbot über den Elternteil umgangen wird.
Und zuletzt steht jeder andere Käufer im Raum in der Pflicht, sowohl Verkäufer als auch Käufer über die Rechtslage zu informieren und so den Kauf zu verhindern.

Wie steht die Delta Force Austria zum Thema Minderjährige im Airsoft?

Sowohl der Verein, als auch das damit verbundene Team, stehen zur Entscheidung, dass Spiele nur für Personen mit vollendetem 18 Lebensjahr zugänglich gemacht werden sollen. Auf eigenen Spielen wird daher eine Altersüberprüfung stattfinden, Minderjährigen wird die Teilnahme ausnahmslos verwehrt!

Medienlinks-Sammlung

Hier werden alle Links von Informationsmedien gesammelt werden, die sich in jeglicher Form mit dem Thema Airsoft in Verbindung gebracht werden. Ausgenommen sind facheinschlägige Websites sowie Online-Shops in dieser Branche.

Standard.at: Link (Zuletzt besucht: 22.06.2022)